Als Gottesdienststätte wurde die denkmalgeschützte Kirche, erbaut 1836 -1837, durch die Evangelische Kirchengemeinde Hückeswagen nicht mehr benötigt. Im Rahmen einer Studie zum Management der Immobilien der Kirchengemeinde wurde die Umnutzung der Kirche zum Kolumbarium vorgeschlagen.
Die Erträge aus dem Verkauf der Urnenkammern ermöglichen heute den Erhalt des denkmalgeschützten Kirchenbaus mitten in Hückeswagens historischem Altstadtkern.
Gemäß den Anforderungen der Gemeinde wurden einige Kirchenbänke und der Altar im Kirchenraum belassen sodass weiterhin Trauergottesdienste stattfinden können. An die Stelle der obsoleten Kirchenbänke treten die Urnenwände und Stehlen. Ihre selbstverständliche Stellung im Raum hält die Raumachsen und den Blick auf den Altar frei. Zwischen den Elementen entstehen konzentrierte Teilräume vor den Urnenkammern.
Charakteristisch für die Architektur des lichtdurchfluteten Kirchenraumes ist seine einfache klare Struktur und die runden Übergänge zwischen Seitenwänden und Altarwand. Die helle Farbgebung in Pastelltönen wird durch einzelne Golddetails dezent akzentuiert. In den Teilungen der Fenster sowie vielen weiteren Bereichen des Raumes findet sich das Quadrat als bestimmendes Gestaltungselement. Die Urnenwände und Stehlen nehmen mit ihrer zeitlosen Gestaltung die Charakteristika des vorhandenen Raumes auf. Die Ecken der einfachen hellen Kuben sind gerundet. Die Öffnungen der Urnenfächer quadratisch.Die Urnenwände wurden extern vorgefertigt und dann vor Ort montiert. Urnenwände, Fächer und Verschlussplatten bestehen aus Weißbeton mit hochfeiner sehr glatter Oberfläche. Die massiven Stege wahren den Abstand zwischen den einzelnen Urnenfächern. Die individuell gestaltbaren Verschlussplatten der Urnenfächer liegen ca. 10 cm nach innen versetzt. Auf der entstehenden „Fensterbank“ können Trauernde kleine Dinge, Blumen etc. platzieren. Innerhalb der Einfachheit und Strenge der Gestaltung kann sich so Individualität entfalten. Dunkelgraue Sockel wirken als Adapter zwischen den Urnenwänden und dem Kirchenboden. Die Qualität der Sockel wurde gegenüber der sehr hohen Betonqualität der Urnenwände bewusst rauer gewählt. Zwischen den einzelnen Elementen sowie zum Sockel wurden Fugen angeordnet. Die Fugen sind blattvergoldet. Die warm strahlende Lichtreflektion des Goldes lässt die schweren hellen Betonelemente leicht über den Sockeln und dem Kirchenboden schweben.
Sigurd Steinprinz und Rathke Architekten
Neue Nutzung für die historische Johanniskirche
Baujahr:
1837
RATHKE Architekten BDA
Hubertusallee 35
42117 Wuppertal