Altstadt in Remscheid (Lennep)

Die Altstadt von Lennep ist bergisches Idyll pur: gepflasterte Gassen, romantische Plätze, winkelige Fachwerkhäuser mit schwarzem Schiefer, Schlagläden in leuchtendem Grün, strahlend weißen Tür- und Fensterrahmen. Der nahezu kreisrunde Grundriss ist unverändert mittelalterlich, die Häuser sind denkmalgeschützt.

Geschichte

Lennep erhielt zwischen 1259 und 1276 die Stadtrechte und gehört damit zu den ältesten Städten des Bergischen Landes. Neben Wipperfürth (1222), Ratingen (1276) und Düsseldorf (1288) galt Lennep zudem als eine der vier Hauptstädte des Herzogtums Berg. Im Jahr 1276 wurde die Stadt im Bergischen Land Konsultationsgericht für das Ratinger Gericht. Geografisch günstig, jeweils zwei Tagesreisen von Köln und Dortmund entfernt an der frühmittelalterlichen Fernhandelsstraße nach Magdeburg gelegen, entwickelte sich Lennep schnell zu einer bedeutenden Handelsstadt. Im 13. Jahrhundert wurde Lennep Mitglied der Hanse und unterhielt zahlreiche Handelsniederlassungen. Im Laufe des 14. Jahrhunderts erstarkte die Lenneper Tuchindustrie, deren Produkte weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt waren. Am 26. September 1563 zerstörte ein Brand bis auf wenige Häuser die ganze Stadt. Beim Wiederaufbau konnte durch Verlegung von Plätzen Straßen und Gebäuden eine für die Handwerker günstigere Struktur erzielt werden.

Die prosperierende Entwicklung der Stadt endete mit dem großen Stadtbrand am 4. Oktober 1746, dem nahezu die gesamte Stadt zum Opfer fiel. Viele Handwerker und Kaufleute ließen sich daraufhin in benachbarten Städten nieder. Der barocke Wiederaufbau der Stadt auf dem mittelalterlichen Stadtgrundriss vollzog sich nur schleppend. Bis zur Industrialisierung wuchs die Stadt nicht über die mittelalterliche Wallzone hinaus. Erst danach entwickelte sich die Stadt entlang der Hauptausfallstraßen weiter, vor allem in Richtung Süden und Westen, wo die Lenneper Neustadt mit Amtsgericht, Bahnhof und Kreishaus entstand. Dennoch konnte die Stadt kaum mehr mit den umliegenden neuen Großstädten im Wupperviereck konkurrieren.

Im Jahre 1808 wurde die Stadt Sitz eines Kantons im Arrondissement Elberfeld des Départements Rhein im napoleonischen Großherzogtum Kleve und Berg und erhielt eine Munizipalverfassung. Im Verlaufe des Wiener Kongresses wurde das Gebiet 1815 Preußen zugeschlagen und es wurde eine Bürgermeisterverfassung eingeführt, nach der ein Bürgermeister an der Spitze der Verwaltung stand.

Bis 1929 war Lennep Sitz des gleichnamigen preußischen Landkreises. Im Jahr 1929 erfolgte die Eingemeindung in die Stadt Remscheid. Die Auflösung des Kreises und die Eingemeindung führte anfangs zu starken Protesten in der Bevölkerung, die jedoch vergebens waren. Seither bildet Lennep den flächenmäßig größten Remscheider Stadtbezirk, der 1975 im Rahmen der nordrhein-westfälischen Gebietsreform um die in Teilen bereits zu Lennep gehörige Ortschaft Bergisch-Born erweitert wurde.

Stadtbild

Die Altstadt Lenneps entstand im Quellmuldental des Linepe-Bachs. Ihr Stadtgrundriss bildet bis heute einen nahezu kreisförmigen Rundling. Die mittelalterliche Haupthandelsstraße Köln-Magdeburg durchschneidet die Stadt von Süd-Südwesten nach Nordosten und bildete in der ehemaligen Stadtmauer ein Kölner und ein Schwelmer Tor. Ein zweiter Straßenzug entlastete die Fernstraße und führt von den Toren zum Marktplatz der Stadt. Von dort erschließt man auch den Kirchhof mit der Hauptkirche der Stadt. Der mittelalterliche Befestigungsring, der vermutlich aus Mauer, Wall und Graben bestand, wird noch bis heute von der Wallstraße nachgefahren.

Von der ursprünglichen mittelalterlichen Bebauung ist ansichtig wenig erhalten. Sie brannte 1746 nahezu vollständig nieder. Nur einige steinerne Bauteile der Stadtkirche, vor allem am Turm, datieren aus der frühen Zeit. Die heutige Bebauung entstand auf Grundlage der alten Parzellenstruktur in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts im sogenannten „Bergischen Barock“. Dieser Regionalstil verbindet barocke Schmuckformen mit dem lokalen Lehmfachwerkbau. Für die bergische Bautradition typisch ist der schwarze Anstrich des Ständerwerkes, der weiße Anstrich der Fenster- und Türrahmen, die Kalkung der Gefache, der grüne Anstrich der Fensterläden und Türen und der Einsatz von rheinischem Schiefer zur Wandverkleidung. 

Besonders imposante Bauwerke stellen das Alte Rathaus und das Haupthaus des heutigen Röntgenmuseums dar. Bauhistorisches Interesse weckt ebenfalls die evangelische Stadtkirche, die nach 1746 umfassend ausgebaut wurde. Der wuchtige mittelalterliche Turm erhielt eine elegante barocke Turmhaube, die bis heute stadtbildprägend ist. Im Innenraum der neu erbauten Saalkirche verschmelzen die Prinzipalstücke Altar, Kanzel und Orgel, die für die protestantischen Kirchenbauten des Bergischen Landes typisch sind, zu einer eindrucksvollen Einheit.

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