Revitalisierung und Umnutzung des ehemaligen Schulgebäudes in Solingen

Das unmittelbar neben dem städtischen Theater in der Solinger Nordstadt gelegene Grundstück wurde durch die Stadt Solingen an Herrn A. Kirschner verkauft, um eine private, denkmalgerechte Revitalisierung des „abbruchreifen“ Gebäudes zu ermöglichen.

Architektur

Das aus dem Jahre 1883 stammende, „historistische“ Schulgebäude wurde in ein modernes, komfortables Haus mit 9 großzügigen Wohnungen umgenutzt. Die umfangreichen Umbau- und Sanierungsmaßnahmen des stark beschädigten Gebäudes erfolgten unter Berücksichtigung denkmalrechtlicher Auflagen.

Die Außenwände sowie ein großer Teil der tragenden Innenwände blieben erhalten. Wegen gravierender Feuchtigkeits- und Frostschäden sowie starken Schwammbefalls musste das Objekt vollständig entkernt werden. Wände und Fundamente wurden teilweise, Bodenplatten, Decken und Dachkonstruktionen vollständig erneuert.

Da das ursprüngliche Haupttreppenhaus nur das Erd- und Obergeschoss verband, wurde ein neues, sämtliche Geschosse erschließendes Treppenhaus mit einem großzügigen, verglasten Aufzug eingebaut.

Im Souterraingeschoss entstanden ein barrierefrei erreichbarer Zugang zum Treppenhaus und 2 Wohnungen mit vorgelagerten Gartenterrassen. Im 1. und 2. Obergeschoss befinden sich jeweils 3 große Dreiraumwohnungen mit Balkonen, welche als filigrane Konstruktionen aus Stahl vor die restaurierten Ziegelfassaden gesetzt wurden. Das Dachgeschoss beinhaltet eine großzügige Eigentümerwohnung mit 2 Dachterrassen. Diese wurden nur möglich, weil sich an deren Stellen Gauben befanden, welche nachträglich errichtet worden waren und daher abgebrochen werden durften.

Die im Wesentlichen aus sichtbarem Ziegelmauerwerk bestehende Fassade wurde denkmalgerecht instandgesetzt. Die verputzten Flächen sowie die Stuckelemente und die reliefartig ausgebildeten Holzbekleidungen an Traufen und Gesimsen wurden restauriert.

Die an den Wohngrundrissen ablesbaren alten Raumstrukturen, Deckenhöhen, Fensterformate und aus wiederverwendeten Abbruchsteinen in Teilbereichen erstellen Ziegelsichtmauerwerkwände spiegeln den Altbaucharakter wider. Fußboden- und Wandstrahler setzen die strukturierten Oberflächen der Ziegelwandflächen in Szene.

Alle Wohnungen wurden mit Eichenparkett versehen. Die Bäder wurden sachlich gestaltet, jedoch hochwertig ausgestattet und barrierefrei ausgeführt.

Die Gartenanlage im Bereich des ehemaligen Schulhofs wurde unter Einbeziehung des alten Baumbestandes als ruhige Freifläche angelegt, die von den Mietern und Eigentümern als Erholungs- und Kommunikationsbereich gemeinsam genutzt wird. Stellplätze und extensiv begrünte Stahlbaucarports wurden so angeordnet, dass eine barrierefreie Verbindung zum untergeschossigen Treppenhaus besteht.

Der Standard der neu entstandenen Wohnungen ist insbesondere im Vergleich zu dem der Wohnungen des Umfeldes äußerst hoch, was der kommunalpolitischen Absicht gerecht wird, die Nordstadt insgesamt aufzuwerten.

Energie

Die Fenster, das Dach und der Untergeschossboden verfügen über neubauadäquate Dämmwerte. Die Außenwände erhielten eine mineralische Innendämmung. Der Einsatz erneuerbarer Energien war nur eingeschränkt möglich, da Photovoltaik- oder Solarthermieanlagen auf den Steildachflächen aus denkmalrechtlichen Gründen nicht genehmigt wurden. Um den Einsatz fossiler Energie dennoch deutlich zu reduzieren, wurde eine Erdwärmeanlage ausgeführt. Unter Beachtung des schützenswerten Baumbestandes kamen 14 Tiefensonden mit jeweils 110 m Länge zur Ausführung. Zwecks Vermeidung einer langfristig auftretenden Abkühlung des Erdreichs in Folge der Wärmeentnahme wurde die Installation einer Solaranlage auf den Carports geplant und vorgerichtet. Aufgrund der zukünftig möglichen Einleitung des solaren Wärmeertrages in das Erdreich kann später eine Temperaturregeneration des Erdreichs zwischen den Heizperioden ermöglicht werden.

Trotz denkmalgerechter Durchführung der Maßnahme ist es gelungen, einen Energiestandard zu realisieren, der erheblich besser ist als der, den die zum Genehmigungszeitpunkt gültige Energieeinsparverordnung für Neubauten vorschrieb. Die Fußbodenheizung sowie die Warmwasserbereitung werden über die Erdwärmepumpe sehr kostengünstig betrieben.

Abbildung

Silvia Möller, Cornelia Eckenberg

Fakten

Revitalisierung eines denkmalgeschützten Schulgebäudes

Baujahr:
1883 – 2012

Architekt

MS Planwerk GmbH
Burgstraße 15
42655 Solingen

www.ms-planwerk.de

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