Industriemuseum Freudenthaler Sensenhammer in Leverkusen

Seit dem Frühjahr 2005 wurde hier ein Industriemuseum eingerichtet. Es zeigt die weitgehend im Originalzustand erhaltenen Gebäude und Arbeitsplätze. An diesen werden die einzelnen Schritte der Sensenherstellung erläutert. Bei regelmäßigen Schmiedevorführungen kann man einen Eindruck von der früheren Arbeitswelt erhalten. Das Museum ist auch Veranstaltungsort für Ausstellungen, Theateraufführungen und Konzerte. Zum Beispiel finden hier die Leverkusener Jazztage statt. Sodann können hier private Feste veranstaltet werden. Ebenso können sich in den Werkshallen Paare das gegenseitige Ja-Wort geben.

Geschichte

Im Jahr 1778 wurde bei dem Dorf Schlebusch einen Reckhammer errichtet. Es entstanden zwei Wohnhäuser, eine Scheune, ein Pferdestall, das Hammergebäude mit Stauteich, eine kleine Schmiede und ein Schleifereigebäude. Das ursprünglich nutzbare Gefälle von 1,85 Meter ermöglichte den Betrieb von mittelschlächtigen Wasserrädern. Das Hammerwerk produzierte überwiegend Rohstahlknüppel, die im Kleineisengewerbe des Bergischen Landes weiterverarbeitet wurden.
Um 1815 erwarb ein neuer Besitzer den Rohstahlhammer. Er ließ das Hammergebäude und den Sammelteich erweitern, dazu ein zweites Hammergebäude sowie eine Frucht- und Ölmühle errichten. Zwei weitere Wasserräder versorgten das neue Werksgebäude und die Mühle mit Antriebskraft.

Im Jahr 1835 begann die Geschichte der Familie Kuhlmann im Schlebuscher „Freudenthal“. 1837 übernahmen Henrich Peter Kuhlmann und sein Sohn Franz Carl offiziell den Betrieb. Zur Sicherung der Wasserkraftnutzung erfolgte die Erweiterung des Grundbesitzes. Henrich Peter Kuhlmann starb im Jahr 1858. Sohn Carl erweiterte nun Villa und Arbeiterhaus. Die Mahlmühle wich 1865 einem neuen Produktionsgebäude. Schließlich standen 11 Schmiedehämmer zur Verfügung.
Die Eisenbahn begünstigte die Entwicklung. 1843 waren hilfreiche Eisenbahnverbindungen fertiggestellt worden. So konnte ein schneller Vertrieb geboten werden. Sensen und Sicheln aus dem Hause Kuhlmann genossen einen guten Ruf. Ein erstes Warenzeichen, die „Herz“-Marke, wurde seit 1859 in der Zeichenrolle des Königlichen Gewerbegerichts zu Solingen geführt.
In den 1880er Jahren wuchsen die Schmiedekotten zusammen, ein zentraler Schornstein wurde errichtet und schließlich die ersten Turbinen eingebaut. 1890 entstanden das „Contor- und Lagergebäude“ sowie ein Kesselhaus mit Schornstein für eine Dampfmaschine. Der Betrieb expandierte und erreichte mit 76 Mitarbeitern im Jahr 1900 die größte Personalstärke.
Um 1900 entstand durch Überbauung des Hofes zwischen Maschinen- und Kesselhaus ein durchgängiger Fabriktrakt. Das Kontorgebäude erhielt ein Obergeschoss.
Nach dem Tod von Friedrich Kuhlmann trat 1905 die Urenkelgeneration in das Unternehmen ein. Sie schlossen 1906 einen Einspeisevertrag mit dem „Bergischen Electrizitäts-Werk“ in Solingen. Die Stromerzeugung entwickelte sich zur zweiten wichtigen Einkommensquelle der Sensenfabrik. 1914 stellte das Unternehmen mehr als 200.000 Sensen, Sichten und Strohmesser her.

920, nach dem Tode von Ludwig Kuhlmann, übernahmen Heinrich Kuhlmann III und Hans Schäperclaus die Geschäftsführung. Nach Bestätigung der Wasserrechte 1923 wurden Stauhöhe und Laufzeiten der Wasserkraftanlage neu geregelt. Die Erzeugung von Strom nahm durch einen unbeschränkten Nachtbetrieb weiter zu. 1927/28 vertiefte man den Untergraben zum besseren Schutz der Gemeinde Schlebusch vor Hochwasser und erreichte so das noch bestehende Nutzgefälle von 4,10 Meter. Ebenfalls 1927 wurde das Sheddach über der zentralen Schmiedehalle errichtet, Luft- oder Federhämmer ersetzten nunmehr die alten Schwanzhämmer.
Zum 100-jährigen Firmenjubiläum 1937 erfolgte die umfassende Modernisierung der Fassaden. Sozialräume entstanden schließlich 1940. In den 1960er Jahren traten sukzessive Ölöfen an die Stelle der alten Kohleöfen. Die fünfte Turbinengeneration, eine Vertikalturbine mit Winkelgetriebe und Drehstromgenerator, nahm 1967 ihren Betrieb auf.
Im Jahr 1987 wurde die Produktion eingestellt, die Denkmalpflege der Stadt Leverkusen beauftragte ein Architekturbüro mit einem umfassenden Aufmaß der gesamten Anlage.
Im Jahr 1991 gründete sich schließlich der Förderverein Freudenthaler Sensenhammer e. V. – „Neues Leben in alten Mauern.“

Abbildung

Redaktion

Fakten

Baujahr: 1778

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