Holzfachwerk, Grauwacke und Schiefer, das sind die historischen Baumaterialien der Architektur im Bergischen Land. In diesem Kontext positioniert sich der Entwurf der Erweiterung des Seminar- und Freizeithotels „Große Ledder“, als eine vermittelnde, aber selbstbewusste, moderne Naturstein-Architektur im Zentrum des Historischen Gebäudeensembles.
Die einzigartige Lage in der Landschaft, die Kleinteiligkeit der Baulichkeiten sowie die Erlebbarkeit der Natur und die Geschichte des Ortes prägen hier die Atmosphäre.
Der Einbeziehung der Landschaft und der Inszenierung der Blickbeziehungen kommt daher eine ebenso besondere Bedeutung zu wie der harmonischen Integration in die bestehende Bebauungsstruktur und den vorgefundenen Materialkanon. Zudem sollte die Erlebbarkeit der Gebäudehistorie ebenso ermöglicht werden wie eine Erkennbarkeit späterer Bauteile. Folglich sollte ein Neubau klar als modern erkennbar sein, sich dabei aber keineswegs extrovertiert gegenüber dem Bestand in Szene setzen.
Die Architektur reagiert in Ihrem äußeren Erscheinungsbild mit klassischer Schlichtheit und bescheidener Zurückhaltung. Das Bild der Lochfassade erinnert an das ortstypische „Dreifensterhaus“. Das lokale Fassadenmaterial Grauwacke berücksichtigt den „Genius Loci“, indem es die traditionelle Art in der Verarbeitung als Bruchsteinwand aufgreift. Im Kontrast zur rauen Bruchsteinwand stehen die präzise in die äußere Schale eingeschnittenen und mit gesägten Marmorplatten gefassten Fensterlaibungen, die darüber hinaus die für bergische Fachwerkhäuser typische Farbigkeit erzeugen.
Nur wenige Kilometer entfernt sind die Steinbrüche zu finden, aus denen die verwandte Grauwacke stammt. Ihre prägende Wirkung entfaltet sie neben der Fassade auch bei der vorgelagerten Terrasse, bei welcher der Naturstein wieder mit dem Erdreich zu verwachsen scheint.
Reduzierte Fugen mit unterschiedlichen Schichthöhen erwecken der Eindruck einer Natursteinwand als Trockenmauer. Sie wirkt monolithisch und unterscheidet sich damit deutlich von üblichen Vorhangfassaden. Die exakte Kalibrierung der Steine ermöglicht diesen Eindruck der Massivität und Schwere, der durch die bruchraue Oberfläche und die Farbigkeit der Steine noch unterstrichen wird.
Die neue Fassade springt gegenüber den Nachbarn zurück und betont damit den bereits durch das dunkle Fassadenmaterial gewählten zurückhaltenden Charakter. Darüber hinaus fasst sie so auf eine elegante Weise den Raum der vorgelagerten Außenterrasse. Auch in der Höhenentwicklung hält sich der Neubau bewusst zurück und belässt damit seinen historischen Nachbarn deren prägende Rolle. Zudem bleibt der bisherige Rhythmus von „Auf und Nieder“ zwischen den einzelnen Häusern erhalten.
Ingo Fischer
Baujahr:
2008
Architekten Fischer + Fischer
Rhodiusstraße 10
51065 Köln
architekten-fischer-fischer.de