Die alte Stadtvilla, die im Jahre 1900 für einen Fabrikanten errichtet wurde, stand lange leer und befand sich in einem schlechten Zustand. Das Gestaltungskonzept bei der Sanierung bestand darin, Zeitspuren freizulegen und das Alte, Gebrauchte und Abgenutzte sichtbar zu belassen.
Die denkmalgeschützte Fassade sollte nicht schick und einfach nur angemalt erscheinen sondern durch die Patina ihr würdevolles Alter zeigen. Dabei wurden verschiedene Strategien verfolgt. Die Stuckelemente wurden mit einem gewachsten Kalkputz versehen, in dem dunklere Pigmente beigemischt wurden. Diese Farbgebung und die speckige Oberfläche erzeugen den edlen used-look Effekt. Die Fassade selber erhielt einen einfachen Streichputz, der mit zwei abgestuften Blaugrautönen mittels Nass in Nass-Technik gestrichen wurde. Durch diese nicht deckende Oberfläche entsteht ein lasierender Effekt, der der Fläche Tiefe verleiht.
Ein weiteres Merkmal der Fassade sind die Fenstergitter und das originale Geländer des Balkons. Diese wurden lediglich gereinigt und die Rostoberfläche belassen. Neu hinzugefügt werden musste die Treppenanlage des Eingangs. Bei dem aus einer Corten-Stahlplatte herausgelaserten Muster des Geländers handelt es sich um das Negativ des Ornamentgitters des Balkons. Auf diese Weise wird das Alte, das Originale in die Jetztzeit transformiert. Gleichzeitig verweist das sichtbar neu hinzugefügte aber auch auf die vergangenen Epochen.
Auch im Innern setzt sich das Prinzip des Freilegens fort. Die Stuckdecken wurden abgebeizt, also von den alten Farbschichten befreit, so dass nun wieder die Feinheit der Ornamentik sichtbar wurde. Gerade das unfertige der Oberflächen üben einen besonderen Reiz aus.
Im Haus wurden seinerzeit viele Stufen und Fensterbänke mit sogenanntem Belgisch-Blaustein, einem schwarzgrauen Granit, belegt. Diese Material ist auch bei den Gestaltung der WC´s verwendet worden, im Damen-WC in geflammter Oberfläche und im Herren-WC in geschliffener Optik.
Preisträger für „Vorbildliche Arbeitsorte in Nordrhein-Westfalen“ 2016
Christof Gemeiner, Margot Gottschling
Revitalisierung einer Stadtvilla
Baujahr:
vor 1900
Sanierung:
2013-2015
Christof Gemeiner Architekten BDA
Walder Straße 24a
40724 Hilden