Firmenzentrale Fa. Kronenberg in Haan

Transparenz und Offenheit kennzeichnen den Neubau, der am Eingang des neuen Technologieparks von Haan in exponierter Hanglage entstanden ist. Beindruckend auch: der konsequent nachhaltige, wirtschaftliche planerische Ansatz und die Bauzeit von gerade zehn Monaten.

Das Betriebsgelände im Technologiepark Haan umfasst 25.000 qm. Verwaltung, Produktion und Logistik nutzen derzeit rund 9.200 qm. Damit ist die neue Firmenzentrale von Eduard Kronenberg (EK) deutlich großzügiger dimensioniert und bietet optimalere logistische Möglichkeiten als die bisherigen beiden Fertigungsstätten in Solingen. Kronenberg, das 1867 gegründete mittelständische Familienunternehmen, entwickelt und fertigt Präzisionsteile – Verbindungselemente und Systemlösungen – aus Stahl oder Kunststoff für die Isolierglasindustrie, Automotiv, Elektro- und Werkzeugbau für den weltweiten Einsatz.

Der Standort – unweit der A46 und am Eingang des neuen Technologieparks der Stadt Haan – besticht mit seiner exponierten Hanglage. Neben der guten Anbindung an die Metropolregion Rhein-Ruhr bietet er ausreichend Expansionsfläche für die Zukunft. Für den Planer Architekt Jochen Siebel war die landschaftliche Einbindung des Gebäudes in die vorhandene Topographie zunächst eine Herausforderung. Jetzt ist im bergischen Hang ein Plateau entstanden, auf dem die Anordnung und Ausrichtung des Gebäudes mit vorgelagerter Bürospange und verglastem Entree einen einmaligen Weitblick bis über die Rheinebene zulässt.

Architektur, ästhetisch, nachhaltig und ökonomisch

Das Haaner Architekturbüro Ingenieurplan Siebel hat das Neubauprojekt von Anfang an begleitet: von der Standortsuche über die Entwurfs-, Genehmigungs- und Ausführungsplanung, Ausschreibung und Bauleitung bis zur letzten Schlussabrechnung sowie der Projektsteuerung. Die frühzeitige Einbindung der Planer in die Standortentwicklung und die intensive Kommunikation mit dem Bauherrn und den Projektbeteiligten ermöglichte neben der kurzen Bauzeit von zehn Monaten vor allem auch eine wirtschaftliche Architektur, die gleichzeitig dem hohen Anspruch des Bauherrn an Gestaltung, Logistik und Technik gerecht wird. Architekt Jochen Siebel ergänzte die dreischiffige Konstruktion durch eine im Südwesten gelegene Verwaltungsspange mit einem markanten begrünten Atrium. Dieses versorgt die innenliegenden Räumlichkeiten mit natürlichem Tageslicht. Im über sechs Meter hohen vollverglasten Foyer genießen Mitarbeiter und Besucher den Blick ins Grüne. Darüber hinaus erlaubt die transparente Architektur mannigfaltige Blicke durch den Büroriegel bis in den Werkzeugbau, das Herzstück der Firma. Auch von hier ist die Sicht durch den verglasten Büroriegel gegeben.

Transparenz begleitet den Besucher durch das ganze Gebäude bis in die Produktionsbereiche der Hallen. Raumhohe Glaswände, Glasschiebetüren, Glastore, Glasgeländer und Glasabsturzsicherungen unterstützen das Prinzip der Open Spaces. Die gesamte Möblierung ist hochwertig, modern und zurückhaltend, die Einbauten in Coffee- und Meetingspoints sowie in Pausenbereichen sind individuelle Maßanfertigungen. Empfangsbereich und Sozialräume sind mit einem in das Deckensystem integrierten Lautsprechersystem ausgestattet. Die Außenwände der Hallen zeigen den Sichtbeton der Konstruktion, der mit der anthrazitfarbenen Fassade der Bürospange sowie den großen Fensterflächen zur bewusst klaren Atmosphäre beiträgt.

Multitaskingfähige Fassade

Neben den gestalterischen Aspekten überzeugt auch die Technik des Neubaus. So stellt beispielsweise die nach Südwesten ausgerichtete Fassade des Büro- und Verwaltungstraktes besondere Anforderungen. Sowohl in Bezug auf den windanfälligen Standort, die thermische Gebäudetechnik aber auch auf den hohen Verglasungsanteil, außen liegenden Sonnenschutz, Einbruchschutz, die Absturzsicherung für das obere Geschoss sowie eine kontrollierte Be- und Entlüftung. Bereits im Vorfeld hat sich der Bauherr zusammen mit der HafenCity Universität Hamburg (HCU) unter Federführung der Architekten des Büro Ingenieurplan Siebel und zusammen mit dem Hersteller von Pfosten Riegel Konstruktionen und deren Verglasung intensiv mit den Ansprüchen an die Fassade beschäftigt. In thermischen Simulationen wurden exemplarische Räume untersucht und die Effekte einzelner Optionen analysiert. Daraus resultiert der jetzt eingesetzte, sensorgesteuerte, in die Fassade integrierte Hochleistungssonnenschutz mit extrem hoher Windstabilität Schüco CTB. Er gewährleistet den Sonnenschutz selbst an windreichen Tagen mit bis zu 30m/s (Windstärke 10-11) und in Kombination mit einem Pfostenriegel-System.

Die Verglasung des Verwaltungstraktes aus eisenoxidarmen Floatglas kombiniert hohe Lichtdurchlässigkeit mit effizientem Hitzeschutz. Selbst bei geschlossenem Zustand ermöglicht sie in allen Bereichen einen farblich unverfälschten Ausblick in die Landschaft. Die Mehrscheibenisoliergläser haben Flügelhöhen von bis zu drei Metern. Sie werden mit hochdämmenden Warm-Edge-Hohlprofilen und mit EK Steel Connect Längsverbindern, einem langlebigen, hoch belastbaren Randverbundsystem von Eduard Kronenberg hergestellt. Gegen Hitze schützen die durchgängige Sonnenschutzbeschichtung aller Verglasungen, zur Harmonisierung der Fassaden sowie das Sonnenschutzsystem Schüco CTB. Bei hoher Transparenz von innen nach außen gelangen damit nur etwa 2% der Sonnenenergie (Sonnenhöhe 50Grad) in den Raum

Kraftwärmekopplung mittels BHKW und Luftwärme

Das Energiekonzept vereint die räumliche Optimierung aller Anlagenkomponenten mit effizienten regenerativen Systemen: die Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung im Kreislaufverbundsystem (KVS-System) und die Luftwasserwärmepumpe, die sowohl die Kühlung als auch die Beheizung des Gebäudes – mittels Deckensegeln – übernimmt. Den ständig anfallenden Kältebedarf und die Grundlast des Heizbedarfs deckt ein Blockheizkraftwerk (BHKW) mit Absorptionskältemaschine. Um Leitungswege zu optimieren und Folgekosten zu reduzieren, wurden der Trafo und Spannungshauptverteiler in das Gebäude integriert und das Herz der Haustechnik , die Wärme und Lüftungszentrale zentral im Obergeschoss des Gebäudes angeordnet. Hier steht auch die Wärmepumpe, die über die Fassade mit Außenluft versorgt wird. Die Abluft wird über Wärmetauscher zur Restenergiegewinnung über das Dach abgeführt.

Im Winterbetrieb wird die Abwärme der raumlufttechnischen Abluftanlage, der Druckluftanlagen und der Stanzautomaten genutzt und dem Energiekreislauf über Wärmetauscher zugeführt. Bei entsprechenden Außentemperaturen ist der Wirkungsgrad so noch höher. Die Energieeffizienz wird die laufenden Kosten deutlich reduzieren und die zusätzlichen Investitionskosten in Deckenheizung und Kühlung sowie Anlagentechnik von ca. 150.000 Euro sollen sich in spätestens fünf Jahren amortisiert haben.

Abbildung

Jochen Siebel

Fakten

Baujahr:
2005

Architekt

IP Siebel
Zur Pumpstation 1
42781 Haan

www.ip-siebel.com

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